Ältester Verein in Oberkochen

170 Jahre Chorgesang beim Sängerbund: Große Jubiläumsmatinee am Sonntag, 26. April im Rathaus

„Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden, da spricht Seele zu Seele“, sagte Chorleiterin Roswitha Maul bei den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen vor 20 Jahren. Wenn der Sängerbund am Sonntag, 26. April, mit einer Jubiläumsmatinee im Bürgersaal sein 170. Jahr im Zeichen des Chorgesangs feiert, hält die Chorleiterin noch immer den Taktstock.

     
Das älteste Bild vom Männerchor des Sängerbunds, aufgenommen beim Sängerfest 1913 in Tübingen.       So präsentiert sich heute der Männerchor des Sängerbunds vor der Kirche Sankt Peter und Paul. (Foto: ls)

Dass die Historie des ältesten Vereins in Oberkochen akribisch nachvollzogen werden kann, sei Chronist Heinz Mauel zu verdanken, betonten der Vorsitzende Martin Balle und sein Stellvertreter Frank Hosch beim Pressegespräch. Aus den Anfängen im Jahr 1839 wird berichtet, dass der evangelische und der katholische Dorfschulmeister, die in dem kleinen Dorf Oberkochen eine Annäherung der beiden Konfessionen im Sinn hatten und auf die Beseitigung von Zwistigkeiten Wert legten, voller Idealismus einen Singverein gründeten.

Die Originalurkunde ist im Besitz des Vereins. Umgetauft in Sängerbund wurde man erst 1877 und fünf Jahre später gab es die erste Fahnenweihe. Schon 1893 trat der Sängerbund dem Dachverein des Schwäbischen Sängerbunds bei und 1896 bereits wurde das erste deutsche Sängerfest in Stuttgart besucht. Zur zweiten Fahnenweihe im Jahre 1927 wurde das 50-jährige Bestehen gefeiert.

Die Kriegsjahre hinterließen ihre Spuren. Das Motto „Singe, wem Gesang gegeben“ fand ein vorläufiges Ende. Wie Phönix aus der Asche kam der Sängerbund nach dem Zweiten Weltkrieg wieder, 1947 wurde der Frauenchor gegründet, heute der älteste Frauenchor im Eugen-Jaekle-Gau.

Die Lebendigkeit des Chors, seine kulturelle Ausstrahlung in der Heimat wie auch die Strahlkraft in die Ferne sind Komponenten, die sowohl für die Vergangenheit als auch die aktuelle Gegenwart gelten. Schon 1958 unternahmen die Sänger die erste Konzertreise nach Wien, 1961 erhielt der Sängerbund vom Bundespräsidenten die Zelter-Plakette und unvergessen bleiben die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen anno 1989 mit einem großen Umzug.

Für viele Chormitglieder ist die Konzertreise in die USA mit Beteiligung an der Steuben-Parade noch heute ein unvergessliches Erlebnis.

„Die Altvorderen und die früheren Vorstandschaften waren immer wegweisend“, sagt Martin Balle. Neben der Gründung des Frauenchors zählt er dazu auch die 1992 erfolgten Gründungen des Jungen Chors „musica é“ sowie eines Kinderchors. Besondere Farbtupfer hat der Sängerbund in den letzten Jahren mit seinen Open-Air-Veranstaltungen in Oberkochen geboten.

Insgesamt 110 aktive Sängerinnen und Sänger gibt es beim Sängerbund. „Wir haben ein vitales Chorleben und der Verein bietet ein kulturelles Angebot von den Kleinsten bis zu den Senioren“, beschreiben Balle und Hosch die intakte Chorgemeinschaft. Generationsübergreifend wurde und wird Chorgeschichte geschrieben und nicht von ungefähr kommt die Tatsache, dass Hermann Weigold in seinem Werk über die „Chormusik im Ostalbkreis“ dem Sängerbund Oberkochen viel Raum gibt.

Rekordverdächtig ist auch die Chorleiterin. Seit 29 Jahren zieht Roswitha Maul die Fäden. „Sie hatte immer das richtige Näschen, weckt Begeisterung am Singen und sie hat weitsichtige und positive Entscheidungen für den Chor gesetzt“, lobt Martin Balle.

Exquisit und vielfältig wird das Programm der Jubiläumsmatinee am Sonntag, 26. April, um 11 Uhr im Bürgersaal des Rathauses sein. „Musik, Liebe, Leidenschaft“ lautet das Motto des Konzerts, dem sich ein Festakt mit Grußworten anschließen wird. Die Kapelle „Kir Royal“ mit Karin und Gerhard Ott bereichert die Festlichkeit.

Lothar Schell, Schwäbische Post

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