Benefizkonzert des Sängerbunds Chorvision – Musik aus drei Jahrhunderten erklingt in der Versöhungskirche
Kompliment an Dirigent Peter Waldenmaier und seine Sängerinnen und Sänger. 175 Jahre Chorgesang in Oberkochen mutiert zu einem Benefizkonzert für die Sanierung der Versöhnungskirche, das in dieser facettenreichen Mischung auf höchster Qualitätsstufe noch lange nachhallen wird.
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Der Gemischte Chor des Sängerbunds Chorvision (im Bild) hat, wie auch der Jungen Chor „Musica é“, beim Benefizkonzert für die Sanierung der Oberkochener Versöhnungkirche das Publikum begeistert. (Foto: ls) |
Chormusik zum Lobe Gottes erklingt im weiten Kirchenraum und dafür steht zum einen der Gemischte Chor des Sängerbunds mit geistlich-klassischen Werken, die ausladend, würdig und getragen ans Ohr der Besucher gebracht werden; zum anderen von dem grandios auftrumpfenden, spritzig, rhythmisch und peppig intonierenden Jungen Chor „Musica é“, verstärkt durch einige jung gebliebene Altvordere in den Männerstimmen.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“, zitiert der evangelische Pfarrer Ulrich Marstaller aus Psalm 98 und er interpretiert das Jubiläumsmotto des Sängerbunds mit den Worten: „Die Freude bleibt. Sie geht immer in die Tiefe und gehört zum Substanziellen unseres Lebens.“
Die Interpretation passt zum herrlichen Klangwerk, das in der Versöhnungskirche geboten wird. Gefühlvoll und gleichsam stark im Ausdruck lobpreist der gemischte Chor zum Auftakt Gott den Herrn. „Beim Sängerbund besteht diese Freude seit 175 Jahren“, sagt Pfarrer Marstaller. Seit jenem Gründungstag anno 1839, als der evangelische und katholische Dorfschulmeister die Dissonanzen der Bürger im Gesang vereint hat. Harmonie und Glanz erstrahlen im „Sancuts“ und „Benedictus“, modulatives Geschick und fließende Rhythmik werden im „Ave verum“ sensibel gestreut. Vor allem in den Piano-Segmenten des Lieds „Ich lobe meinen Gott“ unterstreichen die Sängerinnen und Sänger mit Dirigent Peter Waldenmaier ihre Qualität. Der hat die Fäden fest im Griff, ohne übertriebene Gestik. Chor und Dirigent sind eine homogene Einheit.
Wer einen „Musica-é-Chor“ in seinen Reihen hat, dem braucht für die Zukunft nicht bange zu sein. Fetzige und fröhliche Lieder verbreiten Frohsinn und Freude. Das Medley „We give praise“ reflektiert alle Schattierungen der Rhythmik, die Stimmgattungen sind punktgenau vernetzt.
Nicht lange ist das Publikum zu halten, es wird rhythmisch geklatscht und die Beine schwingen mit. Auch die Tempi-Wechsel im vielstimmig erklingenden „Take me to the water“ werden von Musica é erstklassig gemeistert. Die Leute sind begeistert von der fulminanten Stimme von Solistin Anja Art, die in dem Song „Operator“ in der Bandbreite von „jazzy“ und Spiritual geradezu über sich hinauswächst. Klasse auch, wie mit der südafrikanischen Hymne „Siyahamba“ die übersprühende Lebens- und Glaubensfreude des afrikanischen Kontinents mit Kopf, Herz und Stimme transponiert wird.
Vorsitzender Martin Balle sagt in seinem Schlusswort nicht ohne Stolz, dass „Kultur, Liedgut und Fortentwicklung den Kulturträger Sängerbund Chorvision geformt haben“ und daraus Verantwortung entstehe, diese Traditionen in die kommenden Generationen hinauszutragen. Mit dem gefühlvoll gesungenen „Irischen Segen“ schließt sich das Kaleidoskop geistlicher Musik.
Das Konzert ist nicht alles. Im Christian-Hornberger-Saal hat das „Fundraising-Team“ aufgetischt und viele Konzertbesucher nehmen die Gelegenheit wahr, mit Speis und Trank und dem entsprechenden Obolus das Spendenbarometer für die Sanierung der Versöhnungskirche ansteigen zu lassen. 2015/16 soll die Sanierung über die Bühne gehen. Rund 150 000 Euro muss die evangelische Kirchengemeinde als Eigenleistung erbringen. 80 000 Euro hat das fleißige „Fundraising-Team“ durch vielerlei Aktionen und Spendenaufrufe schon zusammengebracht. Die Sanierung des Dachs und der Heizung sowie der Einbau eines Aufzugs sollen insgesamt über eine Million Euro kosten.
Lothar Schell, Schwäbische Post